Raumakustik
Ein Raum wird nicht allein durch die Optik, sondern auch ganz maßgeblich durch seine Akustik definiert, denn unser Räumlichkeitsempfinden wird sehr stark durch unser Gehör bestimmt.
Die Akustik eines Raumes sollte daher immer auch zu seiner Funktion passen:
So benötigt Sprache z. B. eine kurze Nachhallzeit, Musik dagegen eine lange. Nicht selten ist es erforderlich, im Sinne eines breiteren Nutzungsspektrums eine wandelbare, multifunktionale Raumakustik auszuführen.
3D-Darstellung eines Plenarsaals
3D-Darstellung eines Foyers zur Ermittlung der raumakustischen Parameter
Unsere Leistungen:
Im Einzelnen bieten wir folgende Leistungen an:
- Berechnungen akustischer Feinparameter (z. B. Nachhallzeit, Klarheitsmaß, Sprachverständlichkeit, Seitenschallgrad)
- Modelluntersuchungen
- Akustische Messungen
- Prüfung von Materialien im eigenen Hallraum, Erstellung von Prüfzeugnissen und Baumusterprüfungen im Schallprüfstand
- Entwicklung von neuartigen Materialprototypen im akustischen Labor
- Dreidimensionale Computersimulationen
- Virtuelle Auralisationen im eigenen Akustikstudio
- Sachverständigengutachten, Machbarkeitsstudien etc.
Referenzbeispiele
Neubau Konzerthaus, Dortmund
Bauher: Kultur + Projekte, Dortmund
Planung: architekten schröder schulteladbeck, Dortmund
Leistungen: Alle Fachbereiche unseres Büros
Baukosten: ca. 70 Mio. €
Fertigstellung: 2002
© Annika Feuss Fotografie
Projektbeschreibung
Das Konzerthaus befindet sich im Dortmunder Stadtkern im Brückenstraßenviertel und ist durch eine moderne Stahl-Glas-Architektur geprägt. Das Dortmunder Konzerthaus ist Sitz der Dortmunder Philharmoniker.
Der große Konzertsaal befindet sich im ersten Stock des Hauses, bietet 1.550 Besuchern Platz und lässt sich mittels eines Vorhangs für eine Besucherkapazität von 900 Personen verkleinern. An der Stirnseite befindet sich das Podium, welches sich per Hubvorrichtung hydraulisch verstellen lässt. Der Saal verfügt über eine Klais-Orgel mit 53 Registern und drei Manualen.
Das Haus verfügt über ein großes Foyer mit Rampen und Erschließungstreppen. Im Untergeschoss befinden sich Künstlerzimmer und –Garderoben sowie der Orchesterprobenraum. Ferner verfügt das Gebäude über einen Gastronomiebereich und ist auch für Tagungen und Versammlungen nutzbar.
Mit etwa zwei Sekunden Nachhallzeit verfügt der Konzertsaal über eine für klassische Musik geradezu ideale Nachhallzeit.
Graner + Partner Ingenieure GmbH war in allen Leistungsphasen für die Planung der Raumakustik, Bauakustik und der Beschallungs- und Medientechnik verantwortlich.
Raumakustische Anforderungen
Zielsetzung für die Auslegung der Raumakustik der großen Saals war es eine herausragende Konzertakustik für Symphonieorchester zu schaffen, die insbesondere durch einen starken Raumeindruck und eine sehr gute Umhüllung die Zuhörer emotional in das musikalische Geschehen einbindet.
Hierzu wurde als Saalgrundform das Schuhschachtel-Prinzip gewählt. Das Raumkonzept orientiert sich dabei als Vorbild am Wiener Musikvereinssaal. Ziel war es, eine sehr gute Direktschallversorgung bei gleichzeitig starken seitlichen Reflexionen für die Umhüllung zu erreichen. Hierzu wurde die Primärstruktur derart festgelegt, dass die letzte Reihe maximal 33 m von der Bühnenvorderkante entfernt ist. Die Saalbreite beträgt an der breitesten Stelle 25 m, wodurch das richtige Timing der seitlichen Reflexionen gewährleistet wird.
Eine Multifunktionalität des Saals war nicht gefordert, vielmehr wurde der Fokus gezielt auf eine hervorragende Konzertakustik gelegt. Um dabei dennoch bei Bedarf andere Veranstaltungsformen realisieren zu können, ist der Saal mittels Vorhängen teilbar, und die Nachhallzeit kann leicht reduziert werden.
Integrale Planung
Um die architektonischen Vorgaben hinsichtlich der optisch schlichten, homogenen Oberflächengestaltung umzusetzen, und dabei gleichzeitig die gewünschten akustischen Qualitäten dieser Oberflächen zu erreichen, wurden besondere Wandelemente speziell für dieses Projekt entwickelt.
Ziel dabei war es, für die Umfassungswände des Orchesterpodiums als auch für die Saal-Seitenwände einen höchstmöglichen Reflexionsgrad zu erreichen, um die gesamte Schallenergie des Orchesters über das gesamte Spektrum bestmöglich in den Saal zu transportieren. Dabei sollte hinsichtlich des Reflexionsverhaltens eine ausgewogene Mischung aus geometrisch gerichteten und diffus gestreuten Reflexionen erzeugt werden.
Hierfür wurden konvex gerundete Wandelemente, sowie in Anlehnung an zweidimensionale QRD Diffusoren entworfene Kasten-Elemente entwickelt. Beide bestehen aus mit Drahtgitter verstärkten Gipskonstruktionen, wodurch zum einen ein hohes Flächengewicht von 40 kg / m² und zum anderen eine hohe Steifigkeit erreicht wird.
Die Eigenschaften dieser Elemente wurden zunächst rechnerisch prognostiziert und anschließend anhand von Prototypen messtechnisch im Labor untersucht und optimiert.
Zur weiteren Untersuchung der akustischen Qualitäten wurden Simulationen mittels eines detaillierten 3D-Modells durchgeführt.
Bauausführung und Qualitätssicherung
Der gesamte Ausführungszeitraum wurde intensiv vor Ort begleitet. Regelmäßige Kontrollen der Ausführungsqualität konnten das Erreichen der festgelegten Anforderungen sicherstellen.
Durch Messungen vor Ort und anschließende detaillierte Untersuchungen konnten rechtzeitig Mängel an den ersten montierten Stühlen festgestellt werden. Die geforderte Lochung der Unterseite der Stühle war nicht korrekt hergestellt worden, wodurch die erforderliche Absorption nicht hätte erreicht werden können. Die Ausführung konnte so noch rechtzeitig nachgebessert werden
Neubau Konzertsaal Montforthaus, Feldkirch / Österreich
Bauherr: Stadt Feldkirch
Planung: Hascher Jehle Architektur, Berlin
Leistungen: Raumakustik, Medientechnik
Baukosten: ca. 40 Mio. €
Fertigstellung: 2015
Foto: David Matthiessen Photography
Das Montforthaus in Feldkirch ist ein Veranstaltungszentrum für Kultur und Kongress und beherbergt neben dem großen Saal zwei weitere kleine Säle sowie drei Seminarräume, Künstlergarderoben und Catering-Bereich mit Dachterrasse. Die Räume werden über ein lichtdurchflutetes, mehrgeschossiges Atrium erschlossen.
Der Große Saal ist das Herzstück des Montforthaus. Innen wie außen mit heimischem Birnenholz verkleidet, bietet er bei Reihenbestuhlung bis zu 1.150 Personen Platz.
Bei Konzerten oder Theaterveranstaltungen sorgt eine fahrbare Tribüne mit neun Sitzstufen für ausgezeichnete Blickachsen auf die Bühne. Die Bühne hat eine Hauptspielfläche von 14 x 12 Meter. Die vor der Hauptbühne angeordnete Vorbühne kann von Bühnen- über Saalniveau, Orchestergraben bis zur Anlieferung abgefahren werden. Szenische Wechsel von Bühnenbildern sind ebenso möglich wie der schalldichte Abschluss des Bühnenturms nach oben und der Aufbau einer Orchestermuschel für klassische Konzerte.
Akustisch ist der Saal für klassische Konzerte ausgelegt. Über mechanisch drehbare Akustikelemente kann die Nachhallzeit für Sprachveranstaltungen oder verstärkte Musik optimiert werden. Auf diese Weise eröffnet sich eine große Bandbreite möglicher Nutzungen, die unter den jeweils optimalen akustischen Bedingungen durchgeführt werden können.
Wichtiger Bestandteil dieser multifunktionalen Nutzung ist auch die fest installierte, professionelle ton- und medientechnische Ausstattung, die perfekt auf die Nutzungen und die akustischen Bedingungen angepasst und optisch unauffällig in die Architektur integriert ist.
Fotos: David Matthiessen Photography
Neubau Hauptverwaltung RheinEnergie, Köln
Bauherr: RheinEnergie AG, Köln
Planung: NHT & Partner Architekten, Frankfurt
Leistungen: Thermische Bauphysik, Bauakustik, Raumakustik
Baukosten: ca. 140 Mio. €
Fertigstellung: 2014
Die neue Hauptverwaltung der Rheinenergie in Köln umfasst insgesamt fünf Gebäude, in denen Einzel-, Mehrpersonen- und Open-Space-Büroflächen sowie darüber hinaus hochwertige Konferenz- und Tagungsräume untergebracht sind.
Das Hauptgebäude wird über ein großes mehrgeschossiges Atrium betreten, welches auch als großzügige Veranstaltungsfläche genutzt werden kann.
Besondere Herausforderung bei der Auslegung der Open-Space-Bereiche war es, unter Berücksichtigung sämtlicher aus Architektur und Haustechnik resultierender Randbedingungen optimale akustische Voraussetzungen zu schaffen.
Da die Räume über betonkernaktivierte Decken temperiert werden, konnten dort
kaum akustisch wirksame Maßnahmen zum Einsatz kommen.
Absorptionsflächen wurden daher über einen Deckenkoffer sowie über hochwirksame Breitbandabsorber im Brüstungsbereich und Möbeloberflächen realisiert. Die Nachhallzeit konnte so in allen Bereichen auf rund 0,50 Sekunden eingestellt werden.
Um die Schallweiterleitung zwischen einzelnen Arbeitsgruppen durch Reflexionen der größtenteils schallharten Deckenflächen zu reduzieren, wurden Acrylglas-Schwerter an der Decke montiert. Der offene Raumeindruck bleibt so trotz einer guten akustischen Abschirmung völlig uneingeschränkt erhalten.
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